13.01.2010
Bürgernachmittag im Zeichen der Nächstenliebe
Am 13. Jänner konnte Frau Brigitte Launinger, Obmannstellvertreterin der „Linzer Bürger“ zum 1. Bürgernachmittag dieses Jahres über 30 Gäste begrüßen.
Nach der traditionellen Kaffeejause und der Überreichung einer kleinen Aufmerksamkeit an die Geburtstagskinder des Monats, Frau Antonia Gaiswinkler und Frau Margarethe Hölzl , stellte Herr Walter Witzany, allseits bekannter Radiomoderator des ORF-Landesstudio Oberösterreich, sein Projekt „Alalay“ vor. Die Bezeichnung stammt aus einer alten südamerikanischen Indio-Sprache und bedeutet „ mir ist kalt“. Sinn dieses Projektes ist es das Los von Straßenkindern in Bolivien zu verbessern und ihnen Zukunftschancen zu geben.
Nach einführenden Worten zeigte Herr Witzany eine zu diesem Thema vom ORF erstellte Reportage. Begonnen hat das Projekt im Jahre 1990 als eine bolivianische Architekturstudentin erste Kontakte zu Straßenkindern herstellte, Gespräche führte, Mahlzeiten und Sportveranstaltungen organisierte. Langsam wuchs das Vertrauen und erste Freundschaften mit den Kindern entwickelten sich. Im Jahre 1995 stellte die Stadt La Paz dem Projekt „ Alalay “ für 10 Jahre ein bescheidenes Haus zur Verfügung. In dieser Zeit knüpften auch Walter Witzany und seine Frau Cecilia Witzany die ersten Kontakte zu dem Projekt. Ein verregnetes Openair in Grünau im Almtal, bei dem Walter Witzany moderiert hat, war der Anfang in Österreich. Der Veranstalter spendete 7.000.– Schilling mit dem Vermerk „ Walter mach was für Kinder in Südamerika „. Dabei blieb es nicht. 1996 konnte mit Spendengeldern aus Österreich eine Tischlerei für die Berufsausbildung ehemaliger Straßenkinder eingerichtet werden. 1997 wurden Näh- und Strickmaschinen gekauft um auch für die betroffenen Mädchen die Berufsausbildung zu verbessern.
Im gleichen Jahr stellten drei Norweger am südlichen Stadtrand von La Paz dem Projekt 10000 m² Baugrund zur Errichtung eines Kinderdorfes zur Verfügung. 1998 zogen die ersten Kinder ein, eine Bäckerei wurde gebaut, eine Bibliothek wurde eingerichtet, eine Computeranlage installiert und ein Gemüsegarten angelegt. Dank der Hilfe der OÖ. Landesregierung konnten Lehrkräfte für die Berufsausbildung eingestellt werden.
Im Jahre 2001 wurde in der Nähe des Flughafens von La Paz ein weiteres Haus für Straßenkinder eingerichtet wo in der Folge 30 Kinder ständig und 70 weiter auf der Straße lebende Kinder betreut werden konnten. 2001 wurde auch noch der Bau eines weiteren Kinderdorfes im bolivianischen Bundesstaat Santa Cruz begonnen, das in der Folge mit den Erlösen von Veranstaltungen in Österreich, sowie privaten und öffentlichen Sponsoren großzügig ausgebaut werden konnte. 2007 finanzierten 2 Familien aus Oberösterreich ein weiteres Haus im Zentrum von La Paz, in dem Mädchen und junge Mütter mit ihren Kindern eine menschenwürdige Betreuung erfahren. Zusätzlich wurde in diesem Jahr ein drittes schon lange bestehendes Kinderdorf eines anderen bolivianischen Bundesstaates in das Projekt aufgenommen.
Heute betreut das Projekt „ Alalay“ 900 Kinder im Alter ab 2 Jahren.
Das Projekt beruht auf festen organisatorischen und pädagogischen Grundsätzen.
Es ist genau festgelegt wie man schrittweise das Vertrauen der scheuen Kinder, die ja nie Familienbindung kennen gelernt haben, die oft schon als Kleinkinder den brutalen Zuständen der Straße ausgesetzt waren, gewinnen kann. Den Kindern wird, eingebettet in die Prinzipien der Liebe und des Respekts, Unterkunft, Ernährung und Kleidung, Erziehung und psychologische Unterstützung, Gesundheitsvorsorge und Therapie, Sport und Unterhaltung, sowie eine fundierte Berufsausbildung geboten. Dies alles ist nur möglich weil in den Kinderdörfern zahlreiche freiwillige Helfer sowie Praktikanten von österreichischen Sozialakademien tätig sind.
Nach der Filmvorführung war es still im Julius Raab–Saal der OÖ Wirtschaftskammer. Unvorstellbar war die Tatsache, dass kleine Kinder ohne Geborgenheit der Familie, ohne die liebevoll lenkende und helfende Hand der Mutter aufwachsen, dass sie ihr täglich Brot auf Mülldeponien suchen, dass sie in Grabnischen und in Baumkronen schlafen und die Heilung ihrer Wunden einzig der Natur überlassen müssen.
Im Anschluss informierte Herr Witzany über die Möglichkeit Kinder durch eine Patenschaft zu unterstützen und durch Briefe, Pakete und Besuche mit ihnen in direkten Kontakt zu treten. Er betonte auch, dass bei diesem Projekt der Grundsatz besteht „ Alles Geld den Kindern“ und die Finanzgebarung laufend von einer Linzer Treuhandkanzlei ohne Honorar kontrolliert wird.
Zum Abschluss sprach Herr Witzany auch von den Widerständen, von den Neidern, den Besserwissern und Skeptikern. Ihr Hauptargument war, dass er die Welt nicht ändern könne und dass seine Tätigkeit nur ein Tropfen auf den heißen Stein sei.
Nein! Es sind inzwischen 900 Tropfen geworden!
Vielleicht wird doch die Minimalforderung aller Optimisten langsam Wirklichkeit, nach der am Abend eines jeden Tages die Welt ein wenig besser sein sollte als am Morgen!
Dies war auch ein Diskussionsthema der Gäste bei der abschließenden Brötchenjause.
Reinhold Pötzelberger
Weitere informationen über das Projekt erhalten Sie bei:
Walter Witzany + 43(0)664/3815475
E-Mail: walter.witzany@orf.at