Seit dem Jahre 1966 erreicht unsere Mitglieder mehrmals im Jahr der „Linzer Bürgerbrief“. Er gibt Rechenschaft über unsere Aktivitäten und erleichtert die Organisation des Vereinslebens. Er erfüllt aber noch eine Aufgabe – er ist das Tagebuch unserer Wohlfahrtsvereinigung. Er weckt Erinnerungen an frühere Veranstaltungen und an Mitglieder, mit denen wir ein Stück des Lebensweges gemeinsam gegangen sind.
Wenn ich in den gesammelten Bürgerbriefen 20 Jahre zurückblättere, so lese ich, dass der damalige Bürgerball im Zeichen „ 500 Jahre Landeshauptstadt Linz“ stand, dass das Eröffnungsmenuett von den Ausschussmitgliedern, allen voran Dipl. Ing. Fritz Krenmayr, in historischen Kleidern getanzt wurde und der Ehrengast ein junger Bürgermeister namens Dr. Franz Dobusch war.
Und bei der Jahreshauptversammlung im Hotel Wolfinger vollzog der damalige Landesrat Dr. Josef Pühringer den Nagelschlag. Im folgenden Vortrag sprach er zum Thema „Verkehrskonzept im Zentralraum“.
Die Frühlingsfahrt dieses Jahres führte nach Maria Bründl und Bad Zell, das Bürgeressen fand im Fleischerbetrieb Köttsdorfer statt, die Herbstfahrt führte ins Zinnfigurenmuseum nach Pottenbrunn und Leopold Koller wurde „Ehrenobmannstellvertreter“.
Weiters wurde von einer lustigen Übersiedelung eines der drei Bürgertische von der „Goldhaube“ in der Dametzstraße zum „Schwarzen Anker“ am Hessenplatz berichtet. Die Ausschussmitglieder selbst trugen den Tisch und bei den notwendigen Pausen wurden viele „Stamperl“ gekippt, welche die Gaudi erhöhten und das Tragen erleichterten.
Aber es gab auch Trauriges zu berichten. Im November jenes Jahres, starb viel zu früh unser unvergessener Obmann Dr. Helmut Natzmer.
Und wenn ich noch weitere 5 Jahre zurückblättere, lese ich von einem Bürgerwandertag, von Bürgernachmittagen, die von den einzelnen Innungen der damaligen „Kammer der gewerblichen Wirtschaft“ gestaltet wurden und von wiederbelebten und gut besuchten Stammtischen. Scheinbar wussten die damaligen Verantwortlichen, ohne Psychologen oder Therapeuten zu sein, dass das Gespräch, der Gedankenaustausch, die beste Therapie für einsame Menschen ist. Vielleicht ahnten sie schon, dass Wohlstand und Vereinsamung in Wechselbeziehung stehen und haben so frühzeitig begonnen das Veranstaltungsangebot dieser Entwicklung anzupassen.
Erinnerungen wecken auch die vielen Fotos aus dem Vereinsleben und der Vereinsgeschichte.
Ja, es lohnt sich wirklich in alten Bürgerbriefen zu lesen. Und sollte sich einmal ein „Bürger“ finden, der zu den Bürgerbriefen ein Personen- und Sachregister erstellt, so würden sie auch ein Beitrag zur Linzer Stadtgeschichte sein, ein Beitrag in dem neben den Spitzen der Gesellschaft auch „Menschen wie du und ich“ erwähnt werden, Menschen, die oft Jahrzehnte still und bescheiden unsere gute Sache unterstützt haben.
Doch nun genug des Vergangenen! Wir wollen die Zukunft gestalten! Dazu bitte ich Sie werte Mitglieder und Freunde der „Wohlfahrtsvereinigung Linzer Bürger“ weiter um Ihre Unterstützung.
Viele Grüße
Ihr
KommR Dr. Rudolf Trauner