Barcelona war der Ausgangspunkt, dann Cadiz, das "Silbertässchen am Atlantik", Lissabon, Gibraltar und Casablanca, Zentrum der Wirtschaft Marokkos. Funchal auf Madeira, auf die unser Kaiser Karl von Nossa Senhora del Monte herunterblickt. Kurs auf die Glücklichen Inseln, die Hesperiden der Antike - die Kanarischen Inseln. Gran Canaria, die größte, dann Teneriffa mit dem höchsten Berg Spaniens, dem Teide und zum Abschluß Gomera, zerklüftet und unzugänglich.
Weiter nach Süden, nach Cabo Verde. Früher Sammelort für Sklaventransporte nach Brasilien, heute eines der ärmsten Länder dieser Erde. Dann den Gambia-Fluß aufwärts nach Banjul, der Hauptstadt des gleichnamigen Landes, über die es rein gar nichts zu sagen gibt. Im Südatlantik Sankt Helena, 100 km2 groß, eine "abgetakelte britische Primadonna" und das teuerste Kind des Commonwealth. Über dem Haus, in dem Napoleon I. die letzten 6 Jahre seines Lebens verbrachte, weht die Tricolore.
Walvis Bay/Namibia, vormals "Südwest", wo es noch immer deutsche Familien gibt und dann Sylvester in Kapstadt, dem "Gibraltar des Indischen Ozeans"
Und wieder hinauf, in Richtung Äquator, entlang der Perlen des Indischen Ozeans, Réunion = ein exotisches französisches Departement, Mauritius, Freihandelszone und ganz Dienstleistungen per Telefon und Internet verschrieben, die Republik der Seychellen, 115 Inseln, die von Fischfang und Luxustourismus leben. Letzte in der Kette: die Islamische Republik der Malediven und ihre Hauptstadt Malé. 2000 Inseln und 215.000 Einwohner - das Land mit den meisten Scheidungen, dessen höchste Erhebung 2 m über dem Meeresspiegel liegt. Colombo war das Ende der dritten Teilstrecke.
Quer über den Golf von Bengalen, den Irriwady hinauf, nach Yangon, dem ehemaligen Rangoon, der Hauptstadt von Myanmar, dem früheren Burma. Militärdiktatur, die die Schätze des Landes, Teak und Edelsteine verklopft, die Friedensnobelpreisträgerin 1991, Aun Sangh, unter Hausarrest behält und das Land in Armut versinken läßt.
Lang Kawi, Penang und Kuala Lumpur waren die malaisischen Stationen in der Straße von Malacca. Wo noch immer jährlich 400 Schiffe gekapert, Geiseln genommen und etliche Seeleute umgebracht werden.
Singapur, der Inselstadtstaat des Löwen, einstmals Hochburg der englischen Ostindien Kompagnie, viertgrößter Hafen der Welt, Handels- und Finanzzentrum, wo auf Grund des beschränkten Grundes und der Politik beizubehaltender Grünflächen in die Höhe gebaut wird. 3,3 Millionen Einwohner und 5 Millionen Touristen/Jahr!
Ho Chi Min-Ville, das auch in Ho Chi Min-Ville Saigon genannt wird mit einer Kathedrale Notre Dame und einem Rathaus, das einer französischen Provinzstadt entstammen könnte. Bangkok, Thailands Hauptstadt, eine chaotische und nicht faßbare Stadt, alt und neu, arm und und unvorstellbar reich nebeneinander. Das einzige südostasiatischen Land, das nie kolonialisiert wurde.
Via Singapur nach Bali, tropischer Regen, ein paar gelangweilte Tänzerinnen am Hafen, nicht abzuschüttelnde Händler. Von dort weiter nach Komodo, der Heimat von 3000 Riesenechsen, die der Sage nach in den männlichen Bewohnern ihren Zwilling haben.
Und dann durch azurblaues Meer nach Western Australia - Perth und Albany - nach der asiatischen Hektik eine wohltuende Entspannung. Kangoroo Island, Melbourne und sein Gegenspieler Sydney, ein verschlafenes Hobart, wunderbare Weine, freundliche Menschen - ein echter Koala, das sind meine Erinnerungen an Australien. Die einzige rauhe See, auf die man an Bord dermaßen vorbereitet wurde, daß allüberall Papiersackerl gut sichtbar deponiert wurden, war zwischen Hobart und der Südspitze Aoroateas, der langen weißen Wolke = Neuseeland. Ti Ora! Hallo, wie geht's?
Zuerst Dunedin, das Edinburgh des Südpazifik, dann Christchurch, dessen Museum von A. Reischek eingerichtet wurde, Wellington, die südlichste Hauptstadt dieser Erde, wo keiner der 160.000 Einwohner mehr als 2 km vom Meer entfernt lebt und ein Hund (und sein Besitzer) aber auch gar nichts zwischen 10 und 16 Uhr auf der Straße verloren haben. Auckland, die ehemalige Hauptstadt, die Stadt der Winde, in die man, ähnlich wie in Sydney, per Schiff zur Arbeit fährt. Rotorua, das neuseeländische Yellowstone, dann im Kielwasser Captain Cooks in die Bucht der Inseln, wo die Engländer 1840 in Waitangi mit den Maoris einen Vertrag des "Zusammenlebens" geschlossen haben. In KawaKawa hat Friedensreich Hundertwasser aus Dankbarkeit für die Aufnahme der Gemeinde ein öffentliches Klo entworfen und auch gebaut. Im Queen Charlotte Sound landete Captain Cook erstmals 1769.
Und dann der Pazifik. Zuerst das Königreich Tonga, das von Geldanlegern lebt, dann Cook Islands, Neuseeland gehörend und schließlich und endlich Französisch-Polynesien - dem teuersten Gebiet auf der ganzen Reise. Nichts von all dem, was man sich unter Südsee vorstellt, gleichgültige, unfreundliche Menschen, die nur in Dollar rechnen und auf den wenigen Straßen mit riesigen 4-Rad Autos unterwegs sind. Irr teuer! BoraBora heiß, schmutzig und nur ein einziger öffentlicher Badestrand. Papeete mit Ausnahme des Marktes und der zauberhaften Blumenarrangements bar des Interesses.
Für Paul Gauguin war Tahiti das irdische Paradies vor dem Sündenfall - das er allerdings verließ, um sich auf den Marquesas anzusiedeln. Heinrich Heine, der die Königin Pomare von Tahiti in Paris sah, machte seine Begeisterung zu einem Gedicht, "… Eine Fürstin von der Hüfte bis zur Wade, Heil Dir Königin Pomare…" Wir reisten weiter, nach Rangiroa, einem riesigen Atoll mit Flugplatz, Gendarmerie und Kokospalmen - Koprah ist eine Einnahmequelle sowie Hotels, in denen sich Gäste und Personal gegenseitig angähnen und ein CocaCola 10 US$ kostet. Die letzte Station von Französisch-Polynesien war Nuku Hiva auf den Marquesas - jene Inselgruppe, die am weitesten vom Festland entfernt ist. Ein aus dem Meer bis auf über 1000 m steil aufsteigender Vulkan, 800 Einwohner. Von hier sind die Maoris mit ihren Waka, Kriegsschiffen, bis nach Neuseeland gerudert. Von hier stammt das Wort "Tabu" und hier nahm der Kunst des Tätowierens (ein weiteres polynesisches Wort) ihren Ausgang.
Sieben Tage Meer, um nach Acapulco zu kommen. Einst Ausgangs- und Endpunkt der Manilaflotte, die im Auftrag der Spanier die Reichtümer des Fernen Ostens brachte. Heute eine Stadt mit zwei Gesichtern, einem Sonntagsgesicht, das dem Meer, den Buchten, den Touristen zugewendet ist, und einem Alltagsgesicht, das sich zeigt, wenn man dem Meer den Rücken zukehrt. Puntarenas, Costa Rica war die letzte Station vor dem Panama-Kanal. Dessen Hauptstadt, San José, die dritte Stadt nach Paris und New York, in der es elektrisches Licht gab.
Der Panama-Kanal, 80 km lang, eine atemraubende Hitze, 2 Schleusen am Pazifik, eine am Atlantik - 1914 eröffnet, bis 1999 unter US-Kontrolle. Eines der 7 Weltwunder des 20. Jhdt.
Cartagena/Columbien, einst eine der reichsten Städte Neu-Spaniens, heute Rivale der Hauptstadt, des weitab gelegenen Bogota. Am 13.04.2005 Aruba, ehemals holländischer Besitz, eine Mischung aus Disneyland und Shopping für amerikanische Touristen. Am nächsten Tag La Guaria, der Hafen von Caracas. Zum Fürchten. Grenada, die Gewürzinsel, 300 km2 groß und 98.000 Einwohner, Staatschef Elisabeth II. Über die ein Wirbelsturm hinweggefegt war, der den Großteil der Gewürzbäume und somit die Haupteinkommensquelle des Landes zunichte gemacht hatte. Wirbt mit "Hochzeit auf Grenada" Am Ende des Inselhüpfens Barbados, wo erstmals Rum gebrannt wurde. Der Hafen ein Kreuzfahrtschiff-Parkplatz, die Hauptstraße eine Einkaufsmeile voll der Imitate großer Namen. Feriendomizil Luciano Pavarottis. Der Kreis schloß sich sieben Seetage später in Funchal und am 24.04.2005 wieder Lissabon.
Zu sehen wie es bei den Kopffüßlern aussieht, war faszinierend, festzustellen, daß Europa für das andere Ende der Welt ein Touristenziel ist, in dem man sich in Geschichte ergeht, verwunderlich, sich mit seinem Häuserl fortzubewegen, äußerst angenehm. Am schönsten aber war es, wieder heimzukommen!
Angelika Harsant